Tour gegen Gewalt

Berichte über Gewalt ist ein Projekt (…), in dem fünf Personen über ihre Erfahrungen mit Gewalt erzählen – freiwillig oder als Bewährungsmaßnahme dazu verpflichtet. Es bietet 70 Minuten provokante, emotionale und authentische Konfrontation mit dem Thema Gewalt.“ (Ministerialblatt des SMK, 7.2.2019)

Mit dieser Ankündigung durften Schüler und Schülerinnen der achten bis zehnten Klassen an der Präventionsveranstaltung zum Thema Gewalt teilnehmen. Als Ausschreibung im Kultusministerium und von der Unfallkasse Sachsen organisiert erfuhren Schulleitung und Schulsozialarbeiterin von dieser Veranstaltung. Diese waren es dann auch, die mittels schriftlicher Bewerbung die Zusage über einen Halt in Bad Lausick erhielten. Nur an 5 Tagen pro Jahr findet diese Präventionsveranstaltung in Sachsen statt und dementsprechend stolz waren wir, als wir die frohe Botschaft erhielten.

Am Freitag, den 6.9.2019 war es dann soweit. Die (fiktive) Agentur Mensch trat vor ca. 170 Schüler*innen und Lehrer*innen und ließ fünf erwachsene Täter und Opfer von ihren Erfahrungen mit Gewalt berichten. Darunter Männer, die von Ausländerfeindlichkeit geprägt zur Gewaltverbrechern wurden, ein Lehrer, der die ständige Ignoranz und Arroganz der Schüler nicht länger ertragen konnte und handgreiflich wurde, eine junge Frau, die durch blöde Kommentare in Social Media eine Mitschülerin in den Tod trieb und zuletzt eine Frau, die trotz gezeigter Zivilcourage (Verhinderung einer Vergewaltigung) davon abrät, einzugreifen, um nicht selbst Opfer von Gewalt zu werden. Die Zuschauer erlebten intensive Schilderungen und erlebten hautnah mit, welche Emotionen die Folgen von Gewalt auslösten. Jede Geschichte zeigte deutlich, dass Gewalt IMMER negative Folgen nach sich zieht – sowohl für das Opfer als auch für den Täter.

Während der Erzählungen war es mucksmäuschenstill in der Aula der Oberschule Bad Lausick. Eine Schülerin der 10. Klasse berichtete: „Ich hab die ganze Zeit überlegt, ob das echt oder Fake ist. Die Geschichten waren so krass. Und ich glaube, den anderen ging es genauso.“ Als sich dann die Damen und Herren auf der Bühne als Schauspieler outeten war große Erleichterung spürbar. Dennoch sollten wir alle nicht vergessen, dass jede Geschichte in der Realität geschehen ist. In Deutschland gibt es täglich hunderte von Gewaltverbrechen und obwohl laut Polizeilicher Kriminalstatistik 2018 Gewaltdelikte leicht gesunken sind, wird es auch in Zukunft immer wieder gewalttätige Konflikte geben.

Unseren Schülern wurde die Möglichkeit gegeben, sich über die gehörten Erzählungen mit den Schauspielern auszutauschen und eigene Berührungspunkte mit den Themen Mobbing, Ausländerfeindlichkeit, Sexuelle Gewalt und Zivilcourage zu reflektieren.

„Vor allem die Art der Veranstaltung hat mir gefallen. Es war total interessant und auch krass, was auf der Bühne passiert ist. Auf jeden Fall besser als normaler Unterricht. Da wird ich mich noch lange dran erinnern.“, reflektierte ein Schüler der 10. Klasse das Anti-Gewalt-Projekt. Diese etwas andere Form der Präventionsveranstaltung wird uns noch lange im Gedächtnis bleiben, vor allem im Hinblick auf die teils schwerwiegenden Folgen für die Opfer und die Täter.

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