In der Oberschule gibt es jetzt in allen Klassenzimmern digitale Tafeln
Whiteboards verändern den Unterricht an der Bad Lausicker Einrichtung
Lehrer spüren die Begeisterung
„Man kann direkt ins Internet gehen, Lehrbuchseiten aufrufen, sodass alle sie sehen können", schwärmt Sechstklässlerin Cora Möschter. Nebeneffekte: „Keine dreckigen Kreidehände, keinen Tafeldienst mehr." Und einen Blick auf Unterrichtsinhalte, der nicht länger durch sperrige Bildwerfer versperrt ist, ergänzt Paul Hackemesser: „Die große Tafel funktioniert wie ein Tablet. Es gibt Lehrer, die sich noch ein bisschen dran gewöhnen müssen, doch die meisten kriegen es schon gut hin." Und die Schülerinnen und Schüler, daran lassen Cora und Paul keinen Zweifel, sowieso.
„Ich spüre ihre Begeisterung. Die wollen jetzt alle an die Tafel. Sie entspricht ihrer Lebenswelt", sagt Max Füssel (29), der vor allem Mathematik und Geschichte unterrichtet.
Bilder, Tabellen, Videos habe man dank des Whiteboards sofort parat, könne Lerninhalte besser darstellen, gelange ins Internet, um auch diese Ressourcen unmittelbar einzubeziehen. Füssel: „Ideen sammeln, ein Brainstorming mit den Schülern funktioniert direkt an der Tafel. Die Stichworte lassen sich sofort ordnen, ein Tafelbild entsteht." Beschreibbar sind die Tafeln auch - mit digitalen Stiften, mit dem bloßen Finger. Der Clou: ein Handschrift-Übersetzer für „Doktor-Schriften". Dass der nicht unfehlbar ist, demonstriert Füssel. Den Begriff Steuer wirft er nonchalant auf die Tafel, der Ubersetzer nimmt das U für ein N. Heiterkeit im Klassenraum.
Grundschule kommt auch dran
Warum brauchen die Römer gute Straßen? - Das Thema, das die Klasse 6a gerade in Geschichte behandelt, lässt sich übertragen auf das deutsche Bildungssystem. Auf die mehrere Hunderttausend Euro schwere Investition, die Bad Lausick in ihrer Oberschule tätigte und es in der Grundschule bald tut: Leistungsfähige Datenwege sind unverzichtbar für erfolgreiches Lernen.
Rund 110000 Euro kosteten allein jene 13 Whiteboards, die die Kommune nach den Oktoberferien in der Oberschule montieren ließ und damit die digitale Ausstattung - vorerst - abschloss. Über den Digitalpakt des Landes Sachsen wurde die Anschaffung gefördert, musste durch die Stadt aber vorfinanziert werden. Manche Kommune bringe allein das in Not, sagt Bürgermeister Michael Hultsch (parteilos); Bad Lausick glücklicherweise nicht. In der Grundschule sei man digital noch nicht so weit. Hier investiere man im Zuge der Innensanierung, die im nächsten Jahr beginne.
„Natürlich kann man bei uns noch mit Kreide schreiben“, sagt Torsten Müller, Lehrer für Wirtschaft/Technik/Haushalt und IT-Koordinator der Oberschule. In sieben Zimmern ließen sich - beiderseits der Whiteboards („Riesige Computer, die an der Wand hängen“) - herkömmliche Tafeln nutzen. Doch davon werde nur selten noch Gebrauch gemacht. Ein großer Gewinn sei der digitale Unterrichtsassistent, der Lehrbücher und Arbeitsblätter abrufe.
Klassenbücher jetzt auch digital
„Der Digitalpakt ist umgesetzt bei uns“, freut sich Anke Schneider, Leiterin der Bildungseinrichtung mit 338 Schülern in 16 Klassen und mit 30 Pädagogen. Sie meint nicht nur die Investition in die Technik, zu der auch ein Klassensatz Tablets gehört. „Alle Lehrer haben ein digitales Endgerät, haben Fortbildungen absolviert.“
Nicht nur beim Unterricht ist man in Bad Lausick auf der Höhe der Zeit. Seit Schuljahresbeginn werden auch Notenbücher und Klassenbücher in digitaler Form geführt. Schneider hat deshalb nur einen Wunsch: bessere Datenleitungen.
Glasfaser: Wenige Meter fehlen
Das unterstützt Michael Hultsch ausdrücklich. Die Kommune könne hier aber nichts tun. „Ich warte seit Jahren darauf, dass der Freistaat endlich für den Glasfaser-Anschluss unserer Oberschuie sorgt.“ Hexenwerk sei das keinesfalls. Den Kabelverzweiger - den Schaltschrank, in dem Glasfaser für das Schulgebäude bereitliegt - haben die Schülerinnen und Schüler täglich vor Augen. Er befindet sich wenige Meter entfernt an der Frohburger Straße.
Von Ekkehard Schulreich in der LVZ vom 13.11.2023
